Alles Oberösterreich
- Alessa Prochaska
- 28. Okt. 2019
- 2 Min. Lesezeit

Alles Oberösterreich
Okay, wir alle wissen: ich komme aus Wien, aber ich bin nett.
Ich nutze diese Phrase circa fünf Mal in der Woche. Aber ich habe diese ganze „Wienerin in Oberösterreich“ Geschichte auf eine neue Ebene gehievt.
Ich ARBEITE jetzt für Oberösterreich. Wie das möglich ist? Wie konnte ein potentieller Wiener Ungustl überzeugen? War es mein Charisma, meine unendliche Weisheit, mein äußeres Erscheinungsbild?
Ganz sicher! Aber ich denke, diesmal hat auch ein ganz bestimmter Absatz in den Bewerbungsunterlagen den Alles-Alessa-Effekt ausgelöst:
Lebenslauf…ich bin toll… Bachelor hier…Master dort…Schauspielschule hurra… strategisches Marketing… da! Hier ist er:
Ich komme zwar ursprünglich aus Wien, lebe aber schon einige Jahre in Leonding. Das soll aber keines Falls abschreckend wirken, denn ich bin eine sehr nette Wienerin und jedes oberösterreichische Team braucht doch Diversität. Schließlich kenne ich die Vorzüge Oberösterreichs gegenüber Wien nur zu gut. BÄM!
Natürlich musste ich beim Bewerbungsgespräch dann noch alle überzeugen, dass ich NIEMALS „ur“, sondern nur „voi“ sage. Aber das ist sowieso super leicht für mich, da mir das wirklich schon in Fleisch und Blut übergegangen ist. Manchmal ertappe ich jetzt sogar (!) schon meine Eltern dabei, dass sie „voi“ sagen. Früher haben sie mich da noch ein wenig veräppelt… „Alessa, das Essen gestern war ur gut! Achso! Es war voi gut, haha.“ Und alle finden es witzig. Aber es ist wirklich schwierig, es hier allen recht zu machen. In Wien bekritteln sie, dass ich zu oberösterreichisch spreche und in Oberösterreich dekodieren sie mich nach 0,2 Sekunden als Wienerin. Ich sage: „Guten Morgen.“ Und mein Gegenüber sagt: „Sag mal, kann es sein, dass du vielleicht nicht aus Oberösterreich kommst?“. Wahnsinn oder?
Ich habe in den letzten Wochen natürlich sehr viel von diesen Gesprächen geführt. Schließlich habe ich jetzt viele neue coole Kollegen und Kolleginnen die ich kenne lernen möchte. Und generell beginnen alle Konversationen wie oben beschrieben. ABER danach gibt es drei Möglichkeiten der Gesprächsentwicklung:

Alessa: Ja, genau ich komme aus Wien, aber ich bin sehr nett.
Mensch: … haha, der ist gut. Ja ich selbst war ja auch ein paar Jahre in Wien. Also ich mag Wien. Kennst du den Robert Muster? Der ist auch aus Wien.
Alessa: Ehm. Nein, tut mir leid.
Mensch: Achso, ich dachte, weil er ja auch aus Wien ist.

Alessa: Ja, genau ich komme aus Wien, aber ich bin sehr nett.
Mensch: … Aja.
Alessa: Ja, das ist generell meine Eisbrecher Phrase, damit alle wissen, dass ich kein Ungustl bin. Haha.
Mensch: Aja.
Alessa: Und du selbst warst auch schon mal in Wien?
Mensch: Jo, oba gonz ehrlich he, I hoit des ned wirkli aus. Des is so angstrengat eich zum zuahern. Diesa Dialekt, i was ned. Is des obsichtlich oda mochts ihr des um uns wahnsinnig zua mochn?
Alessa: Naja, also ich probiere ja schon, dass ich das ein wenig ausbalanciere. Meine Mama sagt immer, ich spreche so oberösterreichisch.
Mensch: Aja. Klor.

Alessa: Ja, genau ich komme aus Wien, aber ich bin sehr nett?
Mensch: H A L L O. I C H K O M M E A U S D E M M Ü H L V I E R T E L: W E I S S T D U W O D A S I S T?
Alessa: siehe Bild
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