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Alles Haltungssache

  • Autorenbild: Alessa Prochaska
    Alessa Prochaska
  • 9. Juni 2022
  • 3 Min. Lesezeit

Hast du eine Meinung? Ja? Kannst du mir dann bitte erzählen, wie du sie hältst? Wie oft gehört deine gefüttert oder zu welchen Zeiten gehst du mit ihr Gassi? Ich hab mir gedacht: Ach ja, leg ich mir mal auch sowas wie eine Meinung zu. Das soll ja ganz nett sein, sagen sie. Besorg dir eine Meinung, haben sie gesagt, das ist lustig, haben sie gesagt. Naja, du hast ja selber eine, da wirst du auch wissen, wie unglaublich anstrengend das sein kann. Da kommt es auf die artgerechte Haltung an.


Ich meine, zum Teil wird einem das auch gesagt, dass das Halten einer Meinung eine verantwortungsvolle Sache ist. An die frische Luft kommt man auch, meinten sie. "Ja, da muss man von Zeit zu Zeit auch raus damit." Aber dass das


bei JEDER TEMPERATUR ist, das haben sie zum Beispiel nicht gesagt. Bei hitzigen Diskussionen oder wichtigen Entscheidungen, kann man sie nicht einfach im Käfig lassen, das arme Ding. Ich zu meinem Teil habe es ja schon erahnt, dass das der Fall ist. Ich mein, am Anfang, da sind sie ja so zuckersüß. Du denkst dir achherje so eine Meinung ist schon schön. Da hast immer jemanden an deiner Seite. Kann man ja auch super trainieren, aber auch da wieder: das ist ja STÄNDIGE Arbeit, andauernd muss man irgendwie am Ball bleiben. Weil dann triffst du wieder andere Halter und die erzählen dir wieder neue Perspektiven und Trainingsansätze.


Wenn alles pipifein und einstimmig ist, dann ist es ja schnell mal schön mit ihr ins Freie zu gehen. Aber bei hitzigen Temperaturen oder Temperaturen unter dem Nullpunkt? Bei eiskalten Aussagen oder hochrotem Kopf? Ich mein, sogar dann muss man ja mit seiner Meinung raus. Oder ist das bei deiner anders? Es gibt ja viele Arten davon. Einige sitzen nur im Handtascherl und tun nichts, andere helfen Menschen.


Das stellen sich viele einfach vor. Mit ein paar Leckerlis und Kopfkraulen ist es dann aber nicht getan. Bis du den Ton angeben kannst und nicht vice versa, da vergeht Zeit. So ein paar leichte Kunststückchen, das geht ganz rasch, aber alles andere? Nicht hin schnappen, wenn man das nicht möchte? Freundlich beschnuppern lassen? In der Nacht nicht heulen? Das ist Meinungs-Agility-Training.


Aber wie ich immer sage, ist man es einmal gewöhnt, geht es nur schwer ohne. Gell? Weil es ist dann doch auch schön. Man ist bei der Entwicklung dieser kleinen Meinung live dabei. Und man ist dann auch ein wenig stolz, stimmts? Man sucht dann richtig den Kontakt mit anderen Besitzern. Weil man sich freut, wenn man wieder ein paar Kunststücke herzeigen kann UND natürlich auch von den anderen etwas Neues lernt.

Manche meinen ja, mit der Anschaffung einer Meinung ist alles getan. Ha! Die werden enttäuscht werden, das sehe ich schon. Nein, nein. Training, Ausbildung, LERNEN. Das ist es. Aber gö, das sagst du ihnen Tag aus, Tag ein, aber glauben, na glauben tun sie dir erst, wenn sie es selber einmal erlebt haben. Kannst du nicht erzählen. Musst du erlebt haben.


Es ist sehr harte Arbeit und man muss viel Kämpfen. Man kämpft mit sich und seiner Entscheidung, weil man sich eben für eine eigene Meinung entschieden hat. Und mit der Umwelt hadert man auch ab und an. Und auch ein bissl ärgert man sich auch mit dem Ding selbst. Wie meine Meinung so ist? A Mischling ist sie, a freche, bellt manchmal, schnappt ab und an, beißt aber nie. Eigentlich eine brave. Das sag ich ihnen - die tut nix. War aber sehr harte Arbeit.


Und jetzt wenn ich sie so seh, bin ich schon auch stolz. Und manchmal, wenn sie genau dem Richtigen im perfekten Augenblick ans Bein pinkelt, denk ich ma a wieder: das war es alles wert.




 
 
 

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