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Alles bald 30

  • Autorenbild: Alessa Prochaska
    Alessa Prochaska
  • 11. Aug. 2020
  • 3 Min. Lesezeit

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Letztens telefoniere ich mit meiner Melanie. Das Thema waren Geburtstage. Ich lieeebeee Geburtstage. Da dreht sich alles darum, dass man es ein Level im Leben weiter geschafft hat, alle Endbosse erledigt hat und viele Fähigkeiten dazu lernen durfte. Manche Zungen behaupten auch, dass ich mit meinen Geburtstagsfeiereien ein wenig übertreibe. Aber einmal ist keinmal, zweimal ist einmal zu wenig und dreimal finde ich einmalig großartig. Natürlich freue ich mich auch über andere Geburtstage, aber naja, meiner ist mir noch immer am liebsten – ob ich weiß, dass auch andere Menschen an demselben Tag Geburtstag haben? Ja, habe ich zur Kenntnis genommen. Irgendwie. 

Man braucht nicht lange in meinem Umfeld zu verweilen, da erkennt man, dass ich Geburtstage wirklich herzlich gerne feiere. Da kommen dann Kommentare wie „Haha – Ja, genau und dann setzt du dir sicher in der Früh deine „Birthday Princess“ Krone auf und nimmst sie erst am nächsten Tag wieder ab. Und auch wenn du draußen herum gehst, behälts du sie auf. Wahrscheinlich feierst du einmal in Wien, einmal in Linz und auch noch an deinem echten Geburtstag.“ Und alle lachten in der Runde. Erst da habe ich verstanden, dass das ein Scherz hätte sein sollen. Denn so ist das wirklich bei mir. 

Aber seis drum. Die Lage hat sich ein wenig verändert. Natürlich sitzt mir einerseits der Corona Virus im Nacken, anderseits ist mir eines erst während des Telefonates klar geworden: Nächstes Jahr werde ich 30 Jahre alt. 30. Wirklich? Das kann es ja kaum geben. Da ist man gedanklich irgendwie noch bei Parties, Studium und „Jobneuling“ und dann das. Und wie sich manche denken können, bin ich nur selten sprachlos, aber in diesem Moment war ich es. 30. Was passiert dann? Wann kommen die Kinder? Heiratest du? Bist du nicht schon längst 30? Ja, ja. Aber es heißt ja auch, dass man im Alter ruhiger und auch weiser wird. Und oh Mann, das hoffe ich echt stark, dass das auch wirklich bei mir passiert. Denn „cool“ bin ich nur in den seltensten Fällen und weise? Weiße Haare, ja Weisheit? Naja…

Auf den Schreck hinauf, habe ich mir gleich mal bei WMF ein Kinderbesteck mit König der Löwen gekauft. Für wen das ist? Na, für mich. Schließlich schmeckt jedes Essen bestimmt besser, wenn Simba und Pumba aufpassen, oder? Und ich denke auch, dass es dieses Jahr wieder einen Playmobil Adventkalender für mich geben wird. Manche können es gar nicht fassen, wenn ich ihnen erkläre, dass ich für das gesamte Marketing bei einem Start Up verantwortlich bin und auch nebenbei selbständig arbeite. Ob das daran liegen könnte, weil ich ihnen das bei einem Spaziergang erzähle, bei dem ich meinen Einhorn Rucksack oben habe? Hm, glaub nicht. Aber so soll es doch auch irgendwie weiter gehen. Das Kind in mir, dass noch immer in den Europapark fahren will und mit Freude das Intro von der Gummibärenbande lauthals mitsingt, das möchte ich nicht verlieren. Macht es denn nicht genau diese Mischung aus? Nein? Naja, egal, ich denke, dass ich nach einem 10 stündigen Arbeitstag mit viel Hirn und Entscheidungen noch immer am besten mit meinem Kuschelhund einschlafe. 

Denn mich nerven diese Menschen, die immer nur sudern und das Schlechte in der Welt sehen. Selbst der Grinch, der alles und jeden gehasst hat, hatte doch ein wenig Freude dabei gehabt sein Leben mit seinem Hund zu teilen. Das verbitterte Biest konnte zu guter Letzt die Schöne nur für sich gewinnen, weil er mal gelächelt und die Rose Rose hat sein lassen. Und selbst I-Ah der ständig seinen Schwanz verloren hat und mürrisch war, hatte Spaß mit seinen Freunden im Wald. Ja, Tage sind blöd und Menschen manchmal auch. Wie oft denke ich mir selber, dass ich im nächsten Leben alleine auf einer Alm Alpaka Bäuerin werde, aber zu diesem Geburtstag wünsche ich mir etwas anderes.

Ich hoffe, dass sich auch gerade in der letzten Zeit bei ein paar Leuten wieder das innere Kleinkind gemeldet hat. Wir alle haben schwere Rucksäcke zu tragen. Kurzarbeit. Arbeitslosigkeit. Stress mit den Kindern oder Partnern zuhause. All das nagt natürlich am Nervenkostüm. Doch wenn man sich dann auch nur noch über „große“ Dinge, wie einen Luxusurlaub, großartige Autos oder wunderschöne Taschen freuen kann, dann wird der kindliche Frohsinn immer kleiner. Und genau das ist meine Überzeugung und mit der gehen ich auch vollen Stolzes in mein 29. Lebensjahr. Ich wünsche mir, dass wir uns alle mehr darüber freuen können, dass Einhörner auf der Küchenrolle, das Wegwischen des verschütteten Glases, leichter machen. Dass euch ein kleiner Freudentanz a la Winnie Puh ausrutscht, wenn ihr nach einer harten Woche in der Arbeit Lob bekommt. Dass euch beim Spritzer trinken mit Freunden auffällt, das selbst die Knickerbockerbande, bei der Truppe nicht mithalten könnte. 

In diesem Sinne, genieße ich nun meinen Geburtstag und ihr euren „ganz normalen“ 11. August 2020 – Hakuna Matata und macht euch (nach allen essenziellen Erledigungen in der Erwachsenenwelt) einen supercalifragilisticexpialigetischen Tag. 

 
 
 

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